Vergleichende Analyse und Bewertung von Räumungszeiten für Flughäfen und Bahnhöfe bei Bemessung der Rettungswege in Anlehnung an Versammlungs- bzw. Verkaufsstätten
Wolfram Dudenhausen
Diplomarbeit
2008
Der Individualverkehr der Menschen nimmt global zu. Deshalb sind wir Menschen auf Transportsysteme wie Flugzeuge und die Bahn angewiesen. Dies wird auch in der Vielzahl an neugebauten Großflughäfen und Großbahnhöfen deutlich. Aufgrund der hohen Personenanzahl in diesen Bauten und der Verweilzeiten ist es für die Betreiber attraktiv, die primäre Transportfunktion durch zusätzliche Flächen für die Gastronomie oder den Verkauf zu erweitern. Um der großen Personenzahl im Evakuierungsfall eine sichere Flucht zu ermöglichen, müssen in Flughäfen und Bahnhöfen ausreichend viele und sichere Rettungswege zur Verfügung stehen. Da es schon in der Planungsphase für solche Bauwerke wichtig ist, dem Schutzziel der Personensicherheit Rechnung zu tragen, ist es sinnvoll, die Vorgaben aus Richtlinien und Vorschriften über die Ausbildung von Rettungswegen abzustimmen und umzusetzen. Diese Vorgaben beziehen sich in Deutschland auf die Längen und Breiten von Rettungswegen. Die Werte für die verschiedenen Angaben basieren grundsätzlich auf Erkenntnissen aus Versuchen und ausgewerteten Unfällen. Bei neuen Bauvorhaben, die unterschiedliche Nutzungen vereinen und einer großen Anzahl von Menschen dienen, ist es nicht möglich, nur anhand der Normen und Vorschriften die Kapazitäten der Rettungswege genau zu berechnen. Deshalb soll die Ausführung der Rettungswege für jedes Bauvorhaben schutzzielorientiert und ganzheitlich untersucht werden können. Dies bedeutet, die Evakuierungszeiten sollen zweckgebunden und “performance based “ untersucht werden. Dabei sollte für die Evakuierung ein genügend großes Zeitfenster zur Verfügung stehen, in dem eine Selbstrettung möglich ist. Die Berechnung erfolgt mithilfe von Ingenieurmethoden im Brandschutz. Dabei werden die Rettungsweglängen und -breiten, die Art der Gefährdung, mögliche Brandlasten, Alarmierungsmöglichkeiten, die Rauchfreihaltung und die Art der Nutzung der untersuchten Gebäude berücksichtigt und ein für das zu untersuchende Gebäude zugeschnittenes Evakuierungskonzept erstellt. Hierdurch unterscheiden sich auch die Evakuierungszeiten der jeweiligen Gebäude. Immer häufiger werden für die Berechnung computergestützte Simulationsprogramme verwendet. Mithilfe dieser Programme können die Gebäudestruktur abgebildet und die Laufwege und Evakuierungszeiten der Personen simuliert werden. Als Anforderung aus der Musterbauordnung (MBO) muss bei Sonderbauten wie Flughäfen und Bahnhöfen, die nicht in eine bestimmte Sonderbauordnung fallen, die Evakuierung der sich im Gebäude befindlichen Personen über vorhandene Rettungswege in sichere Bereiche gewährleistet sein. Dies erfolgt in der Regel durch Handrechenverfahren, dazu zählt der vereinfachte Nachweis, den die Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes (vfdb) in einem Leitfaden vorschlägt, oder auch zunehmend über Simulationen mit Computerprogrammen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, mithilfe der Computersimulationsprogramme buildingEXODUS und FDS+Evac Räumungszeiten für Bereiche in Flughäfen bzw. Bahnhöfen, die vergleichbar mit Versammlungs- bzw. Verkaufsstätten sind, zu ermitteln. Dies erfolgt am Beispiel vertikaler Rettungswege, die auf Grundlage der entsprechenden Musterverordnungen ausgebildet werden. Hierzu werden zuerst die aktuellen Anforderungen für die vertikalen Rettungswege nach der MVStättV und der MVkVO dargestellt. Diese werden mit internationalen Anforderungen verglichen. Als Grundlage für die Simulationen wird der aktuelle Stand der Technik der Evakuierungsmodelle aufgezeigt. Danach werden die jeweils untersuchten Kubaturen erklärt und die Berechnungen der Räumungsdauern mithilfe der Programme buildingEXODUS und FDS+Evac durchgeführt. Diese Dauern werden mit den Werten des vereinfachten Handrechenverfahrens nach vfdb Leitfaden sowie denen des Verfahrens von Predtetschenski und Milinski verglichen und ausgewertet. Die Ergebnisse werden abschließend bewertet und die Anwendbarkeit der Programme für Treppen in Bahnhöfen und Flughäfen diskutiert.